168) Jagd, Kartoffelernte, Hochbeete

Unsere Artikel zum Thema „Elchjagd“ werden hier im Blog mit am häufigsten gelesen und auch in persönlichen Gesprächen oder im Austausch online wird hierzu oft nachgefragt und manchmal ein bisschen diskutiert. Verständlich: In Deutschland ist allein schon das Thema „Jagd“ kein alltägliches. Und wenn es dann auch noch um Elche geht – man erlegt schließlich ausgerechnet die Tiere der Gattung, über deren Anblick sich jeder Tourist im Urlaub am meisten freut – macht es das Ganze nochmal interessanter oder auch brisanter. Viele Kommentare aus verschiedenen Perspektiven haben uns dazu in den letzten beiden Jahren bereits erreicht. Insbesondere über das Feedback derjenigen freue ich mich sehr, die ursprünglich ein negatives Bild von allen Jägern hatten, weil sie Tiere töten, und die dann unter anderem durch unsere Artikel hier ein anderes Verständnis davon bekommen haben. Zunächst nochmal ein Überblick über unsere bisherigen Texte zu diesem Thema (eine Auswahl), bevor es dann morgen mit der der diesjährigen Jagd losgeht, über die ich anschließend wieder schreiben werde.

Mit einer Nachbarin und Freundin, die ebenfalls aus Deutschland ausgewandert ist, habe ich letztens darüber gesprochen, dass man hier im (manchmal zu) harmoniebedürftigen Schweden, besonders in unserer ländlichen Gegend, von drei Dingen „nicht redet“: Politik, Religion und Wölfe. Wölfe deshalb, weil es hier bei diesem Thema, wie auch den beiden erstgenannten, vehement entgegengesetzte Meinungen gibt: Soll/Kann/Darf/Muss man sie schießen oder nicht, schützt man sie eher durch kontrolliertes Eindämmen der Population oder durch möglichst starke Vermehrung, richten sie in Summe mehr Schaden oder Nutzen an und so weiter. Bei dem diesjährigen Treffen des Jagdvereins wurde darüber aber natürlich gesprochen, denn der Verband ist schließlich dafür zuständig und hat demnach auch einen klaren Standpunkt dazu. Ich selbst muss sagen, dass ich mich da noch zu wenig auskenne, um mich endgültig positionieren zu können. Ich weiß, dass es momentan relativ viele Wölfe hier gibt und unter anderem dadurch die Quote auch dieses Jahr wieder „nur“ aus einem erwachsenen Tier und einem Kalb besteht. Ich weiß, dass alteingesessene Jäger, die sich an Zeiten von zwanzig und mehr Elchen erinnern, das als sehr wenig empfinden. Ich gehe davon aus, dass allen Jägern die Wichtigkeit und der Stellenwert der vier großen heimischen Raubtiere (Bär, Wolf, Luchs und Vielfraß) in der Nahrungskette bewusst ist und niemand sie hasst oder ausrotten will. Man ist sich wohl „nur“ uneins darüber, auf welche Weise man das Ökosystem am besten unterstützen soll und ob der Punkt, an dem eine Abschussquote Sinn macht bzw. sie erhöht werden muss, bereits erreicht ist oder noch nicht, und das bin ich nicht in der Lage zu beurteilen. Konkret geht es aktuell wohl unter anderem um einen Antrag an die Präsidentin der europäischen Kommission Ursula von der Leyen, die schwedische Wolfpopulation in Anhang V der EU-Habitat-Richtlinie aufzunehmen. Eine offiziell organisierte Wolfsjagd hat hier im Värmland und in Teilen von Norwegen auch letzten Winter stattgefunden, wurde dann aber vorzeitig abgebrochen.

Unsere Kartoffelernte ist abgeschlossen, der Acker ist leer (bis auf die Knollen, die wir ganz bestimmt darin übersehen haben). Insgesamt hatten wir von vier Sorten jeweils fünf Kilo Setzkartoffeln (hier der Beitrag dazu):

  • Early Puritan, früh und mehlig: Hiervon haben wir mehrere Portionen Kartoffelbrei gehabt und sie auch in Suppen und Eintöpfen verwendet, leider waren gegen Ende der Saison dann viele von ihnen faulig.
  • Amandine, früh und fest: Meines Erachtens die beste Sorte. Kaum faulige Knollen, sehr ertragreich, fast keine Verformungen.
  • Maria, früh und vorwiegend fest: Hiervon hatten wir etwas weniger, ein paar waren verfault oder hatten Schorf, aber insgesamt auch nicht schlecht.
  • Sava, spät und fest: Eher kleine Knollen, aber die meisten sind gut gelungen und dafür, dass sie länger als alle anderen in der Erde waren, gab es wenige faulige Kartoffeln.

Insgesamt war es hier ein sehr feuchter Sommer mit viel Niederschlag, so dass es sicher auch daran lag, dass einige Kartoffeln verfault sind. Bei den Early Puritan lag es aber ausschließlich an uns. Wir haben noch keine Erfahrungswerte, wann der beste Zeitpunkt ist, die Kartoffeln aus der Erde zu holen und haben sie wohl zu lange dort gelassen. Mit Schädlingen hatten wir darüber hinaus wenige Probleme. Einige Drahtwürmer waren in der Erde sichtbar, aber sie haben kaum Schaden angerichtet.

Viele Kilo Kartoffeln haben wir selbst bereits zubereitet und verspeist, viele weitere verschenkt. Zwei Kisten haben wir im Erdkeller eines Nachbarn gelagert und werden sehen, ob das gut funktioniert und mäusesicher ist.

Im nächsten Jahr werden wir dann voraussichtlich einen LKW voller Sand bestellen. Ein Teil kommt auf den Kartoffelacker, wird untergepflügt und dann wachsen dort für ein Jahr Blumen. Wahrscheinlich werden wir einen neuen Kartoffelacker im Frühjahr pflügen lassen, allerdings etwas kleiner als dieses Jahr. Und auch andere Teile unseres Grundstücks, die bisher überwuchert sind, sollen, so der Plan, gepflügt, etwas versandet und dann mit Blumenmischungen bepflanzt werden.

Zwei neue Hochbeete in Falurot stehen an der südlichen Wand eines unserer Schuppen. Im rechten sind Erdbeeren, die hoffentlich die kalte Jahreszeit überleben werden, und das linke soll Winterzwiebeln beherbergen. Der Boden der Beete ist jeweils eine Palette aus dem Supermarkt, die Bretter stammen größtenteils aus unseren Vorräten. Die Erde darin ist eine Mischung aus den Beeten dieser Saison und dem Pferdemist aus dem Frühjahr. Außen schützt die Farbe das Holz vor Nässe, innen ist eine gewebte Plastikfolie mit Löchern angebracht.

3 Kommentare zu „168) Jagd, Kartoffelernte, Hochbeete

  1. Ich glaube, dass das Thema „Jagd“ auch deshalb so spannend ist und viele Menschen darüber diskutieren, weil wir sehr unterschiedlich geprägt sind. Ich hatte erst gestern die Situation, dass ich total überrascht war, weil der neue Sprachassistent aus Amerika an unserer Schule den Schülern erzählt hat, dass bei ihnen im Bundesstaat Wisconsin die Schüler 3 Tage schulfrei bekommen, wenn sie jagen gehen wollen und man stolz die Trophäen im Klassenzimmer aufhängt. Ein Kind, dass so groß wird, sieht die Jagd auch dann als Erwachsener sicher mit anderen Augen als anderswo auf der Welt. Insofern gibt es wahrscheinlich einfach sehr viele unterschiedliche kulturelle Prägungen und damit auch viele unterschiedliche Meinungen!

    1. Ja das ist ganz bestimmt so! Hier in Schweden sind die Herbstferien auch immer so gelegt, dass die Schüler in genau der Woche frei haben, in denen die Elchjagd stattfindet (also nächste Woche). Das Thema Trophäen erscheint mir hier eher weniger relevant, dafür ist es hier total selbstverständlich, dass viele Leute zur Nahrungsmittelbeschaffung regelmäßig auch anderes Wild jagen und fischen. Das ist in Deutschland ja eher außergewöhnlich.
      Es ist noch hinzuzufügen, dass es für Familien, die nicht an der Elchjagd teilnehmen, nicht unbedingt eine tolle Woche ist. Die Jagdgruppen versuchen es natürlich zu verhindern, aber es kommt vor, dass ein aufgescheuchter Elch und die Jagdhunde auch mal in die Nähe der Häuser und Gärten kommen. Da sollten dann nicht unbedingt Kinder draußen spielen, die die Ferien genießen. Und Waldspaziergänge, Ausritte etc. sind in diesen Tagen auch nicht empfehlenswert…

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