13) Jagdhelfer

Das ist jetzt auch für mich ein neues Thema, aber ich beschreibe es euch einfach mal. Einmal im Jahr ist Elch-Jagd hier, und zwar drei Tage lang im Oktober. Das hat uns der Vorbesitzer erzählt, als wir gemeinsam am Grundstück waren. Er ist Prüfer im Jagdverbund, daher kannte er sich bestens aus und konnte auch den Kontakt zu den Ansprechpartnern herstellen.

Für mich persönlich stellt Jagen die natürlichste Form dar, wenn man Fleisch essen möchte. Alle noch so rücksichtsvollen Tierhaltungsarten kommen nicht an ein komplettes Leben in Freiheit und ohne jeglichen Transport heran. Weiterhin bedeutet es auch, dass man extrem viel über die verschiedenen Tiere und die Umwelt wissen muss. Die Prüfung für den Jagdschein beinhaltet lauter für mich wirklich spannende Themen: Raubvögel und andere Tiere erkennen können, Spuren lesen, Naturschutz… das spricht mich alles grundsätzlich sehr an.

Ich möchte den Jagdschein daher auch machen. Das ist etwas unkomplizierter und wesentlich günstiger als in Deutschland, weil Jagen hier kein Sport für eher reiche Leute ist, sondern zur Nahrungsversorgung ganz normal. Ob ich dann am Ende wirklich jagen werde, kann ich noch nicht sagen. Keine Ahnung. Einerseits muss man das Wild, das man geschossen hat, auch selbst ausnehmen, und das ist sicher erstmal ziemlich heftig. Andererseits will ich, weil ich auf Fleisch in der Ernährung nicht verzichte, auch damit klarkommen, wie es „produziert“ wird und das auch selbst können oder dabeigewesen sein, anstatt diese vielleicht unangenehme Arbeit auszublenden. Ich kann Vegetarier/Veganer aus dieser Perspektive absolut verstehen, bin es aber selbst nicht.

Naja, jedenfalls ist die Elch-Jagd also im Oktober, und an zwei Samstagen im September wird vorher der Wald in dem ausgewiesenen Bereich vorbereitet. In unserem Gebiet sind es zwei erwachsene Elche und zwei Jungtiere, die pro Jahr erlegt werden. Wenn alle vier schon am Montag geschossen werden, ist die Jagd vorbei. Ansonsten geht es am Dienstag und zur Not noch am Mittwoch weiter, dann ist Schluss. Es sind hier, wenn ich es richtig verstanden habe, 17 Jäger und ca. 10 Helfer in unserer Gruppe. Unter all diesen Personen bzw. Haushalten wird das Fleisch dann aufgeteilt.

Heute war einer dieser Vorbereitungs-Samstage. Treffpunkt war um 8 Uhr früh. Ungefähr zwanzig Leute haben sich an der Hütte des Jagdvereins getroffen, davon drei Frauen inklusive mir. Einige haben Englisch oder ein paar Worte Deutsch gesprochen und das wichtigste übersetzt. Dann haben wir uns in Gruppen aufgeteilt, ich war in einer Vierergruppe mit Marianna, Lars und Matthias. Wir sind ein kurzes Stück gefahren und dann durch den Wald marschiert. Lars hatte eine kleine Axt dabei, Matthias eine Baumschere, Marianna ein rotes und ich ein blaues Band. Alle ungefähr 300 Meter hat Lars einen guten Platz gesucht, an dem dann in vier Wochen ein Jäger sitzen soll. Diese Plätze wurden rot markiert, und die Wege dazwischen blau:

Matthias hatte außerdem eine Jagd-App mit GPS an, in die er alle roten Punkte eingetragen und mit den anderen Gruppen geteilt hat. Am Tag der Jagd selbst sind darüber dann alle miteinander verbunden, sowohl die Jäger als auch die Helfer, die klatschend in einer Linie durch den Wald laufen werden.

Laut Lars sind seine Kriterien, was einen guten Platz ausmacht: „1. Sicherheit, 2. Ein bequemer Sitzplatz, 3. Gute Sicht zum Schießen“, in dieser Reihenfolge. Mit der Sicherheit sind die Abstände zueinander gemeint, und für die Sicht haben er und Matthias teilweise in der Nähe der rot markierten Punkte ein paar Äste von den umstehenden Bäumen entfernt. Und einen bequemen Sitzplatz für die Kaffeepause während unserer Arbeit hat er auch zielsicher gefunden. Insgesamt waren wir ungefähr 3 Stunden beschäftigt.

Alle waren wirklich nett und ich bin gespannt, wie es dann im Oktober wirklich wird. Aber das ist jetzt einfach mal der Bericht über den ersten Kontakt mit dem Thema Jagd hier. Bis dann!

Fortsetzung:

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