183) Der Wahnsinn geht weiter

Ja, viele Blog-Artikel hier in letzter Zeit sind relativ kritisch, insbesondere bezüglich des Schulsystems in Deutschland bzw. Bayern, da das nun mal ein Thema ist, das mir erstens wichtig ist und mit dem ich mich zweitens gut auskenne. Meine jetzige Perspektive von Außen durch den Vergleich mit Schweden trägt ihr Übriges dazu bei.

Dieser Blog ist und bleibt ein Einblick in mein und unser Leben hier, und selbstverständlich wird es weiterhin vorwiegend um alles gehen, was hier so passiert. Es taut gerade und ist regnerisch, bald kann man wieder spazieren gehen und es dauert nur noch ein paar Wochen, bis es grün wird und wir mit der Arbeit im Garten wieder beginnen können. Es wird also jetzt nicht dauerhaft nur noch um gesellschaftliche Themen gehen, aber an der Anzahl der Aufrufe merken wir, dass derartige Artikel für viele von euch auch interessant sind.

Ich darf daher hier kurz die Möglichkeit nutzen, eine kleine Ergänzung zu dem mir wirklich sehr am Herzen liegenden letzten Artikel zu veröffentlichen: Es wird nämlich gerade nicht besser, sondern eher schlechter. Aber vielleicht kann man das ja noch verhindern.

Das bayerische Kultusministerium möchte durch eine groß angelegte Offensive zeigen, dass es sofort auf den PISA-Schock reagiert, was ja grundsätzlich gut ist. Allerdings wählt es dafür Reformen, die fragwürdig sind und von allen meinen Freundinnen im Grundschullehramt als sehr negativ eingeschätzt werden. Man will nicht etwa mehr LehrerInnen einstellen und wie in Schweden flächendeckend Schulbegleitungen einsetzen, sondern schichtet beispielsweise lieber Fächer um. Es gib eine Petition gegen diese Änderungen. Lest es euch einfach mal in Ruhe durch und unterschreibt, wenn ihr sie für richtig haltet. Hier sind zusätzlich die Infos des Kultusministeriums.

Eine der Änderungen betrifft die Fächer Kunst, Musik und Werken: bisher sind hierfür in den Jahrgangsstufen 3 und 4 insgesamt wöchentlich fünf Stunden vorgesehen. Ab dem Schuljahr 2024/25 sollen diese drei Fächer zusammengefasst werden und erhalten in der Stundentafel nur noch „4 bis 5″ Stunden. Jede Schule soll individuell entscheiden, wie das umgesetzt wird, und es wird in vielen Fällen darauf hinauslaufen, dass in diesen drei für die Kreativität und den Ausgleich so wichtigen Fächern eine Stunde pro Woche gekürzt wird. Die Zeit für die leistungsorientierten (und Druck erzeugenden?) Fächer Deutsch und Mathematik wird dagegen deutlich erhöht.

Eine weitere Änderung ist die Gesamtstundenzahl in der ersten Klasse: die sechs- und siebenjährigen Kinder sollen dann 24 statt 23 Stunden pro Woche unterrichtet werden. Eine Stunde für „Flexible Förderung“ fällt in dieser Jahrgangsstufe aber weg.

Der dritte Punkt, der mich an der geplanten Änderung irritiert, ist die Reduktion im so wichtigen Fach Englisch: in der dritten und vierten Klasse kann die wöchentlich Stundenzahl um die Hälfte vermindert werden, wenn die Schule sich dazu entscheidet (auf nur eine statt zwei Wochenstunden).

Auch hier bin ich wieder sehr offen für eure Meinungen: vielleicht täusche ich mich und es ist genau die richtige Richtung, die da eingeschlagen wird. Aber hier ist jedenfalls nochmal der Link zur Unterschriftenaktion, falls ihr nicht dieser Ansicht seid.

5 Kommentare zu „183) Der Wahnsinn geht weiter

  1. Habe sofort unterschrieben. Meine Kinder sind zum Glück aus der Grundschule raus. Diese Entwicklung pro Reli contra musisch-kreativ geht in meinen Augen gar nicht. Eigentlich ist ja inzwischen auch bekannt, welch wichtigen Anteil diese Fertigkeiten/Fächer an der Entwicklung eines Kindes haben. Aber das scheint bei Herrn S. wohl irgendwie nicht angekommen zu sein.

    1. Ganz genau… Ich persönlich als Ethik-Lehrerin finde dieses Fach für die Persönlichkeitsentwicklung total wichtig, aber da kommt es natürlich sehr auf die Inhalte und die Umsetzung an!

    1. Das war auf den letzten Artikel bezogen, Nummer 182. Da hatte ich den Vorgang beschrieben, durch den in Bayern entschieden wird, auf welche Schulart man nach der Grundschule wechselt. Dafür zählen ausschließlich die Fächer Deutsch, Mathe und HSU, dadurch ist in diesen Fächern der Druck durch Eltern oft besonders groß, wenn das Kind das Gymnasium besuchen soll, wodurch kreative Fächer weniger Aufmerksamkeit bekommen… Leistung an sich zu fordern und bzw. zu fördern finde ich gut 😊👍

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