Beitrag von Jost.
Nach unserem ersten kompletten Jahr in Schweden ist es möglich, eine vorläufige Bilanz unseres Weges zur Selbstversorgung zu ziehen. Mit relativ wenig Anbauplatz haben wir dann doch ganz gute erste Ergebnisse erzielen können und wissen jetzt schon besser, was funktionieren wird und was nicht.
Unsere Anbaufläche haben wir in diesem Herbst ausgebaut auf etwa 25qm reine Beetfläche. Dazu kommen zwei Hügelbeete und viele Kübel/Töpfe.
Außerdem haben wir gerade für den Winter ein Garagenzelt für unser Auto gekauft, damit es der Witterung nicht ganz so stark ausgesetzt ist. Für den Frühling/Sommer planen wir, das Zelt zu versetzen, mit transparenter Folie zu bespannen und so als Folien-Gewächshaus beziehungsweise Folientunnel zu nutzen. Wenn das klappt, sind es noch einmal etwa 20qm zusätzlich.

Schätzwerte zu unserem diesjährigen Anbau:
- etwa 100 Cherrytomaten
- etwa 10 kleine Paprika
- 6kg Zucchini
- 9kg Kürbis
- etwa 30 Chili
- paar Physalis
- Reichlich Schnittlauch/Frühlingszwiebeln/ einige wenige Zwiebeln/Chalotten
- Kresse
- 6kg Mangold
- 5kg rote Beete
- 25 Radieschenpflanzen
- 3kg Gurke
- 500g Bohnen
- 7kg Rhabarber
- 2 Mini-Kolben Mais
- 3kg Grünkohl
- Thymian
- viel Giersch, Löwenzahn, Schlüsselblumen
- etwa 3kg Himbeeren
- etwa 1kg Johannisbeeren

Dafür, dass das jetzt erst einmal ein Probieren war, was geht und was nicht, und wir die verschiedenen Anbauorte hier noch nicht richtig einschätzen konnten, sind wir zufrieden. Nächstes Jahr wird dann vermutlich erheblich ertragreicher.
Zusätzlich produziert haben wir aus unserem Garten beziehungsweise aus Obst und Gemüse von direkten Nachbarn:
- Ungefähr 2l Apfelmus (die Äpfel waren in diesem Jahr leider alle verwurmt, auch bei den Nachbarn)
- Rosensirup in rosa und weiß
- Holunderblütensirup
- ein bisschen Tomatensoße
- eingelegte Schnittlauchknospen
- Etwa 6 1Liter-Gläser fementierte rote Beete
Gesammelt haben wir:
- ungefähr 15kg Preiselbeeren
- etwa 5kg Blaubeeren
- etwa 500g Moltebeeren
- Ungefähr 1kg Moosbeeren
- Um die 5kg Pfifferlinge und einige andere Pilze

Teilweise haben wir die Beeren verarbeitet, aber die meisten haben wir so, wie sie sind, eingefroren. Eine solche Menge ist leicht zu sammeln, es gibt hier Areale im Wald, wo wirklich Massen von Beeren wachsen, ich hätte das kaum für möglich gehalten. Mit dieser Menge werden wir bis zur nächsten Beerensaison an den meisten Tagen ein paar Beeren essen können. Unabhängig davon sehe ich auch solche Sammelausflüge, ähnlich wie die körperliche Arbeit auf dem Grundstück, als Privileg: ich habe die Zeit und die Möglichkeit, in der Natur zu sein und zusätzlich noch Essen dafür zu bekommen.
Inzwischen ist der limitierende Faktor der Platz in Kühl- und Gefrierschrank.

Der Eigenanbau und das Sammeln sind die besten Methoden, Lebensmittel in der bestmöglichen Qualität zu bekommen. Frisch, unbehandelt, regional. Es spart Verpackungsmüll. Außerdem ist es ein schönes Gefühl, sich zu einem gewissen Grad selbst zu versorgen. Zusätzlich dazu ist es natürlich auch eine immense Ersparnis im Vergleich zu Einkäufen im Supermarkt. Zum Beispiel: Mangold-Saatgut für etwa 2€ hat dieses Jahr einen Ertrag von 6kg erbracht. Hätten wir früher gesät und eventuell in mehreren Kohorten und dann zusätzlich das Beet noch eingezäunt, wären es sicherlich weit über 10kg geworden. Als es Herbst wurde, haben die Rehe angefangen, den Mangold zu fressen, so dass kaum noch etwas nachwachsen konnte. Den Sommer über hatten wir aber weder mit Schnecken ein großes Problem (außer leider beim Grünkohl, wo dann zusätzlich auch noch Raupen vom Kohlweißling mitgefressen haben), noch mit den Rehen. Trotzdem wird nächstes Jahr wahrscheinlich alles eingezäunt.
Steigende Lebensmittelpreise und Inflation sind auch hier in Schweden ein Thema. Gut ist, dass durch die Arbeit von Sandra im Supermarkt keine extra Anfahrtskosten zum Einkaufen entstehen und wir regelmäßig auch sehr gute Angebote nutzen können. Letztens gab es schwedisches Wurzelgemüse (Zwiebeln, rote Beete, Möhren, Pastinaken, Sellerie) für umgerechnet 30cent pro Kilo, davon haben wir einiges verarbeitet und fermentiert oder eingefroren. Oder letzte Woche Weißkohl, auch für 30cent pro Kilo. Das heißt, wir haben jetzt auch viele Gläser voller Sauerkraut-Variationen.
Für diesen Herbst haben wir ein Lamm bestellt. Die Herde steht beim Nachbarn, 200 Meter entfernt. Das Tier wird dann grob zerlegt und wird etwa 5-6€ pro Kilo kosten. Wenn wir Glück haben, bekommen wir zusätzlich Herzen und Leber aller geschlachteten Tiere. Wir können also auch hier und auch in diesen widrigen Zeiten gut essen und wirtschaften.
Dazu kommt jährlich noch das Elchfleisch, das wir von der Jagd abbekommen, und in Zukunft hoffentlich auch Wild aus eigener Jagd und Fisch aus den umliegenden Seen.
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Wow, da seid ihr ja sehr erfolgreich gewesen, gratuliere! Mich würde noch interessieren, woher ihr euer Wissen zu den verschiedenen Anbauweisen/der Pflege habt bzw. auch, welche Pilze und Beeren man essen kann und wie die aussehen. Bekommt ihr Tipps von Nachbarn, lest ihr das nach oder ist das eher eine Versuch/Irrtum Vorgehensweise?